Ki-systeme und ihre einsatzmöglichkeiten

Die digitale Revolution des 21. Jahrhunderts wird maßgeblich durch künstliche Intelligenz vorangetrieben. Was einst als theoretisches Konzept in den Köpfen visionärer Wissenschaftler begann, ist heute fester Bestandteil unseres Alltags. KI-Systeme begegnen uns überall – sei es in Form von Sprachassistenten auf unseren Smartphones, personalisierten Empfehlungen beim Online-Shopping oder komplexen Diagnoseverfahren in der Medizin. Diese innovativen Technologien gestalten nicht nur unsere Gegenwart, sondern werden auch die Zukunft der Menschheit entscheidend prägen.

„Künstliche Intelligenz ist die neue Elektrizität", erklärte der renommierte KI-Forscher Andrew Ng bereits 2017. Diese Analogie verdeutlicht treffend die transformative Kraft, welche KI-Systemen innewohnt. Ähnlich wie die Elektrifizierung vor über einem Jahrhundert nahezu jeden Industriesektor revolutionierte, verändert künstliche Intelligenz heute grundlegend die Art und Weise, wie wir arbeiten, kommunizieren und leben.

Die Grundlagen der KI-Technologie

Künstliche Intelligenz bezeichnet Computersysteme, die menschenähnliche kognitive Fähigkeiten wie Lernen, Problemlösen und Entscheidungsfindung nachahmen. Im Kern basiert KI auf Algorithmen – komplexen Regelwerken, die Computer befähigen, Muster in Daten zu erkennen, Prognosen zu erstellen und eigenständige Aktionen durchzuführen.

Die moderne KI-Landschaft lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen: schwache (oder spezifische) KI und starke (oder allgemeine) KI. Schwache KI-Systeme sind für spezifische Aufgaben konzipiert und optimiert. Sie können in bestimmten Bereichen beeindruckende Leistungen erbringen, verfügen jedoch nicht über ein umfassendes Verständnis oder Bewusstsein. Hierzu zählen Schachcomputer, Bilderkennungssoftware oder Chatbots. Starke KI hingegen beschreibt hypothetische Systeme, die über eine dem Menschen vergleichbare allgemeine Intelligenz verfügen würden – ein Ziel, das trotz beachtlicher Fortschritte noch in weiter Ferne liegt.

Ein Schlüsselkonzept moderner KI-Systeme ist das maschinelle Lernen (Machine Learning). Anders als bei traditioneller Programmierung, bei der Entwickler explizite Anweisungen codieren, ermöglicht maschinelles Lernen Computern, aus Erfahrungen zu lernen und sich kontinuierlich zu verbessern. Besonders das Deep Learning – eine Unterkategorie des maschinellen Lernens, die auf künstlichen neuronalen Netzwerken basiert – hat in den letzten Jahren bahnbrechende Fortschritte ermöglicht.

KI in der Industrieproduktion: Revolution der Fertigung

In der industriellen Fertigung vollzieht sich durch KI ein fundamentaler Wandel, der oft unter dem Begriff „Industrie 4.0" zusammengefasst wird. Intelligente Algorithmen optimieren Produktionsabläufe, reduzieren Ausfallzeiten und steigern die Effizienz in bisher unerreichtem Maße.

Predictive Maintenance (vorausschauende Wartung) gehört zu den meistgenutzten KI-Anwendungen im industriellen Kontext. Sensoren erfassen kontinuierlich Daten von Maschinen und Anlagen, während KI-Systeme diese in Echtzeit analysieren. Anomalien im Betriebsverhalten werden frühzeitig erkannt, wodurch potenzielle Defekte vorhergesagt werden können, bevor sie zu kostspieligen Produktionsausfällen führen.

„Die Integration von KI in Fertigungsprozesse kann die Produktivität um bis zu 20 Prozent steigern und gleichzeitig die Wartungskosten um 10 bis 40 Prozent senken", berichtet das McKinsey Global Institute in einer umfassenden Studie aus dem Jahr 2022.

Auch im Bereich der Qualitätssicherung revolutioniert künstliche Intelligenz etablierte Verfahren. Computer-Vision-Systeme inspizieren Produkte mit einer Präzision und Geschwindigkeit, die das menschliche Auge übertrifft. Bei der Automobilherstellung beispielsweise können KI-gestützte Kameras winzige Lackmängel oder Unregelmäßigkeiten erkennen, die selbst erfahrenen Qualitätsprüfern entgehen würden.

Kollaborative Roboter (Cobots) stellen eine weitere bedeutende KI-Anwendung in der Industrieproduktion dar. Diese intelligenten Maschinen arbeiten sicher Seite an Seite mit menschlichen Mitarbeitern, übernehmen repetitive oder ergonomisch belastende Tätigkeiten und lernen kontinuierlich dazu. Der deutsche Automobilhersteller BMW setzt beispielsweise in seinem Werk in Leipzig mehr als 40 Cobots ein, die bei der Montage komplexer Fahrzeugkomponenten unterstützen.

KI im Gesundheitswesen: Diagnose, Behandlung und Forschung

Das Gesundheitswesen erlebt durch KI-Technologien einen tiefgreifenden Wandel, der sowohl Ärzten als auch Patienten zugutekommt. Von der Früherkennung schwerer Erkrankungen bis zur Entwicklung maßgeschneiderter Therapien – künstliche Intelligenz eröffnet völlig neue Möglichkeiten in der medizinischen Versorgung.

Besonders beeindruckend sind die Fortschritte in der bildbasierten Diagnostik. KI-Algorithmen unterstützen Radiologen bei der Analyse von Röntgenbildern, CT- und MRT-Scans. Sie können kleinste Veränderungen im Gewebe erkennen und potenzielle Krebserkrankungen in einem frühen Stadium identifizieren. Eine im renommierten Fachjournal „Nature" veröffentlichte Studie zeigte, dass ein KI-System bei der Erkennung von Brustkrebs in Mammographien eine Genauigkeit erreichte, die der von erfahrenen Radiologen ebenbürtig war.

Prof. Dr. Jochen Werner, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Essen, betont: „Die Kombination aus menschlicher Expertise und künstlicher Intelligenz führt zu besseren diagnostischen Ergebnissen als jede Komponente für sich allein. Wir sprechen hier nicht von einem Ersatz für Ärzte, sondern von einem leistungsstarken Assistenzsystem."

Im Bereich der personalisierten Medizin ermöglicht KI die Analyse komplexer genetischer Daten und unterstützt die Entwicklung maßgeschneiderter Behandlungsstrategien. So können Medikamente und Therapien präzise auf das individuelle Krankheitsbild und die genetischen Voraussetzungen eines Patienten abgestimmt werden, was die Wirksamkeit erhöht und Nebenwirkungen reduziert.

Auch in der Arzneimittelforschung beschleunigt künstliche Intelligenz Entwicklungsprozesse erheblich. KI-Systeme durchsuchen riesige Datenmengen nach potenziellen Wirkstoffkandidaten, simulieren deren Interaktion mit Zielproteinen und prognostizieren mögliche Nebenwirkungen. Was früher jahrelange Laborarbeit erforderte, kann heute teilweise in wenigen Wochen computergestützt durchgeführt werden.

Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von KI im Gesundheitswesen zusätzlich unterstrichen. So wurden KI-Algorithmen eingesetzt, um die Ausbreitung des Virus vorherzusagen, Covid-19-Fälle anhand von CT-Scans zu identifizieren und bei der Entwicklung von Impfstoffen zu unterstützen.

KI im Finanzsektor: Vom Risikomanagement bis zum Kundenservice

Der Finanzsektor gehört zu den frühen Anwendern von KI-Technologien und profitiert heute in vielfältiger Weise von intelligenten Systemen. Vom algorithmenbasierten Handel bis zur Betrugserkennung – künstliche Intelligenz hat die Branche grundlegend verändert.

Im Risikomanagement analysieren KI-Systeme enorme Datenmengen, um Kreditrisiken präziser zu bewerten. Anders als traditionelle Scoring-Verfahren können KI-Algorithmen auch nicht-konventionelle Faktoren berücksichtigen und Muster erkennen, die menschlichen Analysten verborgen bleiben. Dies ermöglicht eine differenziertere Risikobewertung und eröffnet potenziell auch Personen ohne klassische Kredithistorie Zugang zu Finanzdienstleistungen.

Besonders dynamisch entwickelt sich der Bereich des automatisierten Anlagenmanagements. Sogenannte Robo-Advisor erstellen personalisierte Anlageportfolios und passen diese kontinuierlich an Marktentwicklungen und individuelle Präferenzen an. Diese digitalen Vermögensverwalter demokratisieren den Zugang zu professioneller Finanzberatung, da sie bereits mit geringem Startkapital genutzt werden können.

„Der Einsatz von KI im Banking wird bis 2030 zu Kosteneinsparungen von schätzungsweise 1 Billion US-Dollar führen", prognostiziert eine Analyse der Unternehmensberatung Accenture. Ein wesentlicher Teil dieser Einsparungen entfällt auf den Kundenservice, wo Chatbots und virtuelle Assistenten zunehmend Routineanfragen bearbeiten.

Die Betrugserkennung gehört zu den erfolgreichsten Anwendungsfeldern von KI im Finanzsektor. Intelligente Algorithmen überwachen Transaktionen in Echtzeit und erkennen verdächtige Aktivitäten mit hoher Genauigkeit. Die Deutsche Bank beispielsweise konnte durch den Einsatz von KI-Systemen die Zahl der Fehlalarme bei der Betrugserkennung um 60 Prozent reduzieren und gleichzeitig die Erkennungsrate tatsächlicher Betrugsfälle steigern.

KI im Bildungswesen: Personalisiertes Lernen und neue Chancen

Das Bildungswesen steht an der Schwelle zu einer durch KI ermöglichten Transformation. Adaptive Lernsysteme, intelligente Tutoren und automatisierte Bewertungsverfahren versprechen ein personalisiertes Bildungserlebnis, das auf die individuellen Bedürfnisse jedes Lernenden zugeschnitten ist.

Adaptive Lernplattformen wie Knewton oder DreamBox analysieren kontinuierlich die Leistung und das Verhalten von Schülern, um Lernmaterialien und -tempo dynamisch anzupassen. Diese Systeme identifizieren Wissenslücken und stärken gezielt Bereiche, in denen Unterstützung benötigt wird. Gleichzeitig können fortgeschrittene Lernende in ihrem eigenen Tempo voranschreiten und werden mit herausfordernden Aufgaben konfrontiert, die ihrem Niveau entsprechen.

Dr. Maria Schmidt, Bildungsforscherin an der TU München, erklärt: „KI hat das Potenzial, eines der grundlegenden Probleme des traditionellen Bildungssystems zu lösen: die Unmöglichkeit, jedem Schüler eine wirklich individuelle Betreuung zu bieten. Ein Lehrer kann unmöglich 30 verschiedene Unterrichte gleichzeitig halten, ein KI-System hingegen kann genau das."

Intelligente Tutorensysteme gehen noch einen Schritt weiter, indem sie nicht nur Inhalte anpassen, sondern auch als interaktive Lernbegleiter fungieren. Sie beantworten Fragen, geben Feedback und leiten Lernende durch komplexe Problemlösungsprozesse. Im Bereich der Mathematik haben Studien gezeigt, dass Schüler, die mit solchen Systemen arbeiten, signifikant bessere Ergebnisse erzielen als jene, die ausschließlich traditionelle Lehrmaterialien nutzen.

Auch für Lehrende bietet KI wertvolle Unterstützung. Automatisierte Bewertungssysteme können Routineaufgaben wie die Korrektur von Multiple-Choice-Tests übernehmen, während Learning Analytics detaillierte Einblicke in den Lernfortschritt einzelner Schüler oder ganzer Klassen bieten. Dies ermöglicht es Pädagogen, ihre Zeit effektiver zu nutzen und gezieltere Interventionen zu planen.

In Deutschland hat die Initiative „KI macht Schule" bereits mehr als 200 Bildungseinrichtungen dabei unterstützt, KI-Technologien in den Unterricht zu integrieren. Von Programmierkursen bis zu ethischen Diskussionen über die gesellschaftlichen Auswirkungen künstlicher Intelligenz – die Auseinandersetzung mit KI wird zunehmend als essenzieller Bestandteil zeitgemäßer Bildung betrachtet.

KI in der Landwirtschaft: Präzision und Nachhaltigkeit

Die Landwirtschaft steht vor der gewaltigen Herausforderung, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig Ressourcen zu schonen und Umweltbelastungen zu minimieren. KI-Technologien leisten einen entscheidenden Beitrag zur Bewältigung dieser Aufgabe, indem sie Präzision und Effizienz in allen Bereichen der Agrarproduktion steigern.

Präzisionslandwirtschaft, unterstützt durch KI-Systeme, ermöglicht eine standortspezifische Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen. Drohnen und Satelliten sammeln hochauflösende Bilder, die von KI-Algorithmen analysiert werden, um Informationen über Bodenbeschaffenheit, Nährstoffversorgung und Pflanzenzustand zu liefern. Landwirte können darauf basierend Düngemittel und Pflanzenschutzmittel gezielt dort ausbringen, wo sie benötigt werden, was sowohl Kosten spart als auch die Umweltbelastung reduziert.

Der Einsatz von KI im Bewässerungsmanagement führt zu erheblichen Wassereinsparungen. Intelligente Systeme berücksichtigen Wetterdaten, Bodenfeuchte und den spezifischen Wasserbedarf verschiedener Kulturen, um Bewässerungszyklen optimal zu steuern. In wasserarmen Regionen kann diese Technologie entscheidend zur Erhaltung kostbarer Wasserressourcen beitragen.

Besonders interessant ist der Einsatz von KI bei der Bekämpfung von Pflanzenkrankheiten und Schädlingen. Computer-Vision-Systeme können erste Anzeichen von Krankheitsbefall erkennen, lange bevor sie für das menschliche Auge sichtbar werden. Dies ermöglicht frühzeitige, gezielte Interventionen und kann den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren.

„Mit Hilfe künstlicher Intelligenz können wir in der Landwirtschaft eine neue Balance zwischen Produktivität und Nachhaltigkeit finden", betont Prof. Dr. Thomas Müller vom Institut für Agrartechnik der Universität Hohenheim. „Die Daten sprechen für sich: In Pilotprojekten konnten wir den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 30 Prozent reduzieren, bei gleichbleibenden oder sogar verbesserten Erträgen."

Auch in der Tierhaltung eröffnet KI neue Möglichkeiten. Intelligente Überwachungssysteme analysieren das Verhalten von Nutztieren und können frühzeitig auf gesundheitliche Probleme hinweisen. So kann beispielsweise anhand subtiler Veränderungen im Bewegungsmuster einer Kuh eine beginnende Lahmheit diagnostiziert werden, bevor offensichtliche Symptome auftreten.

KI in der Mobilität: Autonomes Fahren und intelligente Verkehrssysteme

Der Mobilitätssektor erlebt durch KI-Technologien einen tiefgreifenden Wandel. Autonome Fahrzeuge, intelligente Verkehrssteuerung und datenbasierte Mobilitätskonzepte versprechen eine sicherere, effizientere und umweltfreundlichere Fortbewegung.

Die Entwicklung selbstfahrender Autos illustriert eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit moderner KI-Systeme. Fortschrittliche Sensortechnologie in Kombination mit Deep-Learning-Algorithmen ermöglicht es Fahrzeugen, ihre Umgebung wahrzunehmen, Hindernisse zu erkennen und Verkehrssituationen zu interpretieren. Unternehmen wie Waymo (ein Tochterunternehmen von Alphabet) haben bereits Millionen von Testkilometern im autonomen Modus zurückgelegt und bieten in einigen US-Städten kommerzielle Robotaxi-Dienste an.

Dr. Klaus Schmidt, Verkehrsexperte am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), erläutert die potenziellen Vorteile: „Vollautonome Fahrzeuge könnten die Zahl der Verkehrsunfälle drastisch reduzieren, da menschliches Versagen – die Hauptursache für Unfälle – als Faktor weitgehend eliminiert wird. Zudem würden sie Mobilität für Menschen ermöglichen, die derzeit nicht fahren können, etwa aufgrund von Alter oder Behinderung."

Über das einzelne Fahrzeug hinaus revolutioniert KI auch die Verkehrssteuerung. Intelligente Ampelsysteme analysieren Verkehrsströme in Echtzeit und passen ihre Schaltzeiten dynamisch an, um Staus zu reduzieren und den Verkehrsfluss zu optimieren. In München konnte durch ein solches System die durchschnittliche Wartezeit an Kreuzungen um 21 Prozent reduziert werden, was sowohl Zeit spart als auch Emissionen verringert.

Carsharing- und Ridepooling-Dienste nutzen KI-Algorithmen, um Fahrten effizient zu bündeln und Routen zu optimieren. Der Berliner Anbieter CleverShuttle beispielsweise konnte durch intelligente Algorithmen die Auslastung seiner Fahrzeuge signifikant steigern und damit den ökologischen Fußabdruck pro Passagier reduzieren.

Auch die Bahn setzt zunehmend auf KI-gestützte Systeme. Die Deutsche Bahn nutzt Algorithmen zur vorausschauenden Wartung ihrer Fahrzeuge und zur Optimierung der Betriebsabläufe. Mit dem Projekt „Digitale Schiene Deutschland" wird zudem an einer KI-basierten Kapazitätserweiterung des Schienennetzes gearbeitet, die mehr Züge auf bestehenden Strecken ermöglichen soll.

Ethische Aspekte und gesellschaftliche Herausforderungen

Die rasante Entwicklung und zunehmende Verbreitung von KI-Systemen wirft fundamentale ethische Fragen auf und stellt unsere Gesellschaft vor komplexe Herausforderungen. Es ist von entscheidender Bedeutung, diese Aspekte proaktiv zu adressieren, um die Vorteile der Technologie zu maximieren und potenzielle Risiken zu minimieren.

Ein zentrales Anliegen betrifft die Fairness und Transparenz von KI-Systemen. Algorithmen, die auf historischen Daten trainiert werden, können bestehende Vorurteile und Diskriminierungsmuster reproduzieren oder sogar verstärken. So wurde beispielsweise bei Rekrutierungssoftware festgestellt, dass sie männliche Bewerber bevorzugte, weil die Trainingsdaten überwiegend aus erfolgreichen männlichen Karriereverläufen bestanden. Um solche Verzerrungen zu vermeiden, sind transparente Entwicklungsprozesse und regelmäßige Überprüfungen auf diskriminierende Effekte unerlässlich.

Die Datenschutzproblematik gewinnt mit der zunehmenden Datensammlung und -analyse durch KI-Systeme an Brisanz. „KI-Systeme sind nur so gut wie die Daten, mit denen sie trainiert werden", erklärt Prof. Dr. Sabine Müller, Expertin für Digitalisierung und Datenschutz an der Universität Hamburg. „Doch wir müssen uns fragen, zu welchem Preis wir diese Daten sammeln und wer letztendlich die Kontrolle darüber hat."

Die EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) stellt einen wichtigen regulatorischen Rahmen dar, der Bürgerinnen und Bürgern gewisse Rechte im Umgang mit ihren persönlichen Daten garantiert. Dennoch bleiben viele Fragen offen, insbesondere hinsichtlich der informierten Einwilligung in einer zunehmend komplexen digitalen Welt.

Die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt sind Gegenstand intensiver Debatten. Während pessimistische Prognosen massive Arbeitsplatzverluste vorhersagen, betonen andere Stimmen das Potenzial zur Schaffung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten. Eine Studie des World Economic Forum prognostiziert, dass bis 2025 zwar 85 Millionen Arbeitsplätze durch Automatisierung verdrängt werden könnten, gleichzeitig aber 97 Millionen neue Stellen entstehen dürften.

„Die entscheidende Frage ist nicht, ob KI Arbeitsplätze vernichtet, sondern wie wir als Gesellschaft mit diesem Wandel umgehen", betont Dr. Michael Weber, Arbeitsmarktforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. „Wir brauchen massive Investitionen in Aus- und Weiterbildung, um Menschen auf die Arbeitswelt von morgen vorzubereiten."

Die Frage nach Verantwortung und Haftung bei KI-basierten Entscheidungen stellt eine weitere Herausforderung dar. Wenn ein autonomes Fahrzeug einen Unfall verursacht oder ein KI-System in der Medizin eine Fehldiagnose stellt – wer trägt die Verantwortung? Der Hersteller, der Programmierer, der Nutzer oder das System selbst? Diese Fragen erfordern nicht nur technische, sondern auch rechtliche und ethische Antworten.

Ausblick: Die Zukunft der KI-Systeme

Der Blick in die Zukunft der KI-Technologien offenbart sowohl faszinierende Möglichkeiten als auch bedeutende Herausforderungen. Experten sind sich einig, dass wir erst am Anfang einer Entwicklung stehen, die unsere Welt grundlegend verändern wird.

Im technologischen Bereich zeichnen sich mehrere vielversprechende Trends ab. Multimodale KI-Systeme, die verschiedene Arten von Daten – Text, Bilder, Audio, Video – integrieren und verstehen können, werden immer leistungsfähiger. Dies ermöglicht natürlichere Mensch-Maschine-Interaktionen und eröffnet neue Anwendungsfelder.

Edge AI – die Ausführung von KI-Algorithmen direkt auf Endgeräten statt in der Cloud – gewinnt an Bedeutung. Diese Technologie reduziert Latenzzeiten, verbessert den Datenschutz und ermöglicht KI-Anwendungen auch in Umgebungen mit eingeschränkter Internetverbindung.

Die Forschung an erklär- und nachvollziehbarer KI (Explainable AI) zielt darauf ab, die „Black Box" vieler aktueller Systeme zu öffnen und ihre Entscheidungsprozesse transparenter zu gestalten. Dies ist besonders in sensiblen Anwendungsbereichen wie Medizin oder Justiz von entscheidender Bedeutung.

Quantencomputing könnte in den kommenden Jahren einen Quantensprung für die KI-Entwicklung bedeuten. Diese Technologie verspricht, bestimmte Berechnungen exponentiell schneller durchführen zu können als herkömmliche Computer, was neue Dimensionen des maschinellen Lernens erschließen würde.

Auf gesellschaftlicher Ebene wird die Integration von KI-Systemen in allen Lebensbereichen eine kontinuierliche Anpassung erfordern. Es gilt, einen Weg zu finden, der die enormen Potenziale der Technologie nutzt, ohne grundlegende menschliche Werte zu kompromittieren.

„Die größte Herausforderung besteht darin, künstliche Intelligenz so zu gestalten, dass sie im Einklang mit menschlichen Werten und Zielen agiert", betont Dr. Anna Müller vom Institut für Technikfolgenabschätzung in Berlin. „Es geht nicht darum, ob wir KI entwickeln sollten, sondern wie wir sie entwickeln – mit Weitsicht, ethischer Verantwortung und unter Einbeziehung vielfältiger gesellschaftlicher Perspektiven."

Fazit

Künstliche Intelligenz hat sich von einer futuristischen Vision zu einer allgegenwärtigen Technologie entwickelt, die nahezu jeden Aspekt unseres Lebens beeinflusst. Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI-Systemen – von der industriellen Fertigung über das Gesundheitswesen bis hin zu Bildung, Landwirtschaft und Mobilität – zeugen von ihrem transformativen Potenzial.

Die mit dieser Technologie verbundenen Chancen sind beeindruckend: Effizienzsteigerungen in der Produktion, präzisere medizinische Diagnosen, personalisierte Bildungsangebote und ressourcenschonendere landwirtschaftliche Praktiken sind nur einige Beispiele für die positiven Effekte. Gleichzeitig erfordert die verantwortungsvolle Entwicklung und Nutzung von KI-Systemen eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit ethischen Fragen und gesellschaftlichen Implikationen.

Die Zukunft der künstlichen Intelligenz wird maßgeblich davon abhängen, wie gut es uns als Gesellschaft gelingt, technologischen Fortschritt mit menschlichen Werten in Einklang zu bringen. In diesem Sinne stehen wir nicht vor einer technologischen, sondern vor allem vor einer gesellschaftlichen Herausforderung – einer Herausforderung, die kreative Lösungen, offene Diskussionen und mutige Visionen erfordert.

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